Uferfiltration zur Trinkwasserversorgung in Vietnam

von Alexander Malik

Die Trinkwasserversorgung stellt in Vietnam ein großes Problem dar. Während in der städtischen Bevölkerung lediglich 50% Zugang zu einem Trinkwasseranschluss haben, liegt dieser Wert in der ländlichen Bevölkerung nur noch bei 20 %. Grund hierfür sind zum einen geogene und anthropogene Stoffeinträge in Oberflächengewässer, die unter anderem durch die Einleitung von ungereinigten Abwässern hervorgerufen werden. Dies hat zur Folge, dass die Aufbereitung des Wassers mit Hilfe aktueller Verfahren deutlich erschwert wird. Zum anderen sorgen hohe Werte an Eisen, Mangan, Ammonium und Arsen für Komplikationen bei der Aufbereitung des Grundwassers.

Einen möglichen Lösungsansatz stellt in diesem Zusammenhang das Verfahren der Uferfiltrataufbereitung dar. Der Vorteil dieses Ansatzes liegt insbesondere in der Voraufbereitung des Rohwassers durch natürliche Untergrundpassagen, wodurch bereits vor der eigentlichen Wasser-aufbereitung mikrobiologische und chemische Verunreinigungen entfernt werden. Gleich-zeitig werden die Grundwasserressourcen geschont.

Im Rahmen des deutsch-vietnamesischen Forschungsprojektes „AquaViet“ werden mit Hilfe innovativer Ansätze die Möglichkeiten und Grenzen der Trinkwasserversorgung durch aufbereitetes Uferfiltrat untersucht. Ziel des Projektes ist es, durch die Entwicklung innovativer Verfahren kostengünstige und effektive Methoden für die Wasser-aufbereitung zu entwickeln, um einen Beitrag zur Trinkwasserbereitstellung in Vietnam zu leisten.

Zur Erfüllung der gesetzten Ziele wurde das Projekt in drei wichtige Projektphasen untergliedert. Ziel der ersten Phase war eine Standorterkundung in Nordvietnam, wobei insbesondere Wasseranalysen in und um Hanoi durchgeführt wurden. Hierdurch konnten relevante Problem- und Schadstoffe in der Region identifiziert und auf Basis derer potenzielle Standorte für die Erprobung des Verfahrens der Uferfiltrataufbereitung ermittelt werden. Die Erfüllung dieses Zwischenziels bildete die Grundlage für die zweite Phase, der Festlegung eines Standortes und der Entwicklung eines geeigneten Systems zur Uferfiltrataufbereitung. Auf Basis der identifizierten Schadstoffe sollte ein mehrstufiges Filtersystem entwickelt werden, das unter anderem ein innovatives Verfahren zur biologischen Entfernung von Ammonium und verschiedene Verfahren zur effektiven, nebenproduktarmen Desinfektion des Rohwassers beinhaltet.

Verladung von wissenschaftlichen Messgeräten für den Transport nach Vietnam
Foto: Alexander Malik

Aktuell befindet sich das Projekt inmitten der dritten Projektphase. Mit dem Wasserwerk Bac Ninh wurde ein geeigneter Standort für die Aufstellung der Pilotanlage bestimmt. Zudem wurde die Anlage bereits entwickelt, zu Teilen in Containern auf dem Betriebsgelände der Herbst Umwelttechnik GmbH aufgebaut und nach Vietnam verschifft, sodass sie sich bereits am Demonstrationsstandort befindet. Auf Grund der aktuellen Umstände kann diese zurzeit jedoch nicht in Betrieb genommen werden, um auch die dritte Projektphase erfolgreich abzuschließen. Ziel dieser Phase ist die erfolgreiche Etablierung des Verfahrens an dem Demonstrations-standort, um daraus wichtige Erkenntnisse zur Übertragung auf weitere geeignete Standorte zu gewinnen. Mit den Ergebnissen sollen zudem fundierte Lösungskonzepte zur Nutzung der Uferfiltration entwickelt und ein Konzept zur Vermarktung der Aufberei-tungsmodule erarbeitet werden. An der erfolgreichen Umsetzung des Projektes arbeiten drei deutsche und drei vietnamesische Forschungseinrichtungen sowie elf kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Durch die Beteiligung vietname-sischer Behörden und Wasserversorger ist auch für die Zukunft die Genehmigungs-fähigkeit weiterer Anlagen gesichert.