Zoo Leipzig – weltweites Engagement für den Artenschutz – Kernprojekte in Vietnam

Prof. Dr. Jörg Junhold – Zoodirektor

Der Mensch zerstört mit dem Eingriff in die Natur Lebensräume und bedroht die Existenz zahlreicher Lebewesen. Mehr als 90.000 Arten wurden für die Rote Liste für bedrohte Tier- und Pflanzenarten der IUCN untersucht und bewertet. Zoologische Gärten sind zu wichtigen Partnern für den Artenschutz geworden. Mit international vernetzten Projekten wird die Zucht bedrohter Tierarten und deren Auswilderung unter Beachtung artgemäßer Haltung forciert und unterstützt. Der Zoo Leipzig hat den Artenschutz zu einem Kernprojekt des Zoos der Zukunft gemacht und unterstützt weltweit Projekte zum Schutz der biologischen Vielfalt. In Vietnam beispielsweise engagiert sich der Zoo Leipzig gleich für zwei Artenschutz-projekte: das Endangered Primate Rescue Center (EPRC) im Cuc Phuong Nationalpark und das Cat Ba Langur Conservation Projekt auf der Insel Cat Ba in der Halong-Bucht.

Cuc Phuong Nationalpark Vietnams
Foto: eprc.asia

Das EPRC ist ein gemeinnütziges Projekt, das durch die Zusammenarbeit zwischen der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft und dem Cuc Phuong Nationalpark im Jahr 1993 gegründet wurde. Seitdem nimmt das EPRC beschlagnahmte, illegal gehaltene und oftmals hochbedrohte Affen auf und bereitet sie auf die Wiederansiedlung in der Wildbahn vor. Insgesamt werden in der Station circa 180 Primaten bzw. 15 Arten beherbergt. Anfangs haben Leipziger Tierpfleger aus privater Initiative beim Aufbau der Station geholfen. Seit dem Jahr 2002 unterstützt der Zoo Leipzig das Projekt finanziell und schult seit 2007 einheimische Pfleger vor Ort. Im Jahr 2013 hat er das EPRC komplett in seine Trägerschaft übernommen.

Im Verlauf der langjährigen Geschichte der Station wurden über 180 Primaten geboren, einige davon als erste ihrer Art, darunter die vom Aussterben bedrohten Delacours Languren. Das Kernziel: Die Wieder-ansiedlung im natürlichen Habitat. In großzügigen Gehegen und teilweise eingezäunten Primärwaldflächen, die mehrere Hektar umfassen, werden die Primaten auf ein Leben im natürlichen Lebensraum vorbereitet.

Ein weiteres Projekt, das der Zoo Leipzig seit 2019 in seine Trägerschaft übernommen hat, ist das Cat Bar Langur Conservation Projekt. Auf der Insel Cat Ba leben in vereinzelten Gruppen ungefähr 70 Goldkopflanguren, die durch verschiedenste Faktoren, wie Lebensraumzerstörung und Tourismus, hoch-bedroht sind. Durch Unterstützung der Nationalpark-Ranger und den Einsatz eigener „Langur Guards“ soll der Schutz dieser Primaten verbessert werden. Im Jahr 2020 konnten erfreulicherweise mehrere Geburten registriert werden, die ein Indiz für die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen vor Ort, wie zum Beispiel die Verringerung des Tourismus in dieser Region, sind.

Im Jahr 2020 hatten viele Artenschutzprojekte mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Auch die beiden zooeigenen Primatenprojekte in Vietnam leiden unter dem weltweiten Lockdown, denn Besucher und deren Spenden sowie internationale Prakti-kanten bleiben aus. Diese Situation wird sich in diesem Jahr nicht wesentlich ändern. Es war im letzten Jahr eine beruhigende Nachricht, dass trotz der weltweit gestiegenen Wilderei die Ranger auf der Insel Cat Ba ihre Kontrollrundgänge auch unter den strengen Corona-Auflagen im Land beständig durchführen konnten. Wir hoffen, dass diese wichtigen Maßnahmen auch weiterhin beibehalten werden können.